Kajak-Tour mit Native Spirit
Auf den wildem Wasser von Inn und Lech
Native-Spirit, die Natur-, Wildnis- und Lebensschule am Inn in Tirol, besuche ich seit 2010. Ich habe:
- in vielen Schwitzhütten geschwitzt,
- Trommeln und Bogen gebaut,
- über das Medizinrad meditiert
- und ich habe mich meiner Seele er-inn-ert.
Es gibt mehr als das Sichtbare, es ist aber nicht beschreibbar und vor allem nur erlebbar. Deswegen gibt es hierzu von mir keine Reiseberichte. In diesem Jahr habe ich spontan beschlossen, mich mit meiner Frau in die Wildnis zu begeben, um ganz weltlich die Grenzen der Belastbarkeit unserer Beziehung auszuloten. Wir hatten die Grenzen zweimal fast überschritten. Lest selbst.
Erste Einweisung in die Gefahren des Kayak-Fahren
Nach 3 Monaten Sonnenschein und tropischen Nächten war die Freude darüber groß, dass es an unserem Kayak-Tour-Wochenende regnen wird. Bei Native Spirit schläft man in gemütlichen Tipis und geheizt wird mittels Holzofen, Romantik war angesagt. Da wir drei „Paare“ waren, gab es für jedes ein eigenes Tipi. So konnten wir unseren Urlaub starten, wäre da nicht meine leichte Erkältung gewesen. Der Abstand beim Schlafen vergrößerte sich in der Nacht stündlich (’schnarch‘), auch zu meinem eigenen Schutz.
Am ersten Abend bekamen wir noch Einweisung in die Gefahren des Wildwasser. Wir werden die Stufe 2+ von 6 (unbefahrbar) Stufen an diesen zwei Tagen bewältigen und wir müssten, wenn alles gut verläuft, es auch überleben. Nur man muss auch was dafür tun. Dass ich durch meine Kayak-Partnerin noch unter einem besonders großen Druck stehen würde, war mir an dem Vorabend noch nicht bewußt.
Neoprenanzug und erster Wasserkontakt
Bevor es in die Wildnis ging, mussten wir uns auch entsprechend einkleiden. Meine Frau zweifelte schon vor der Reise an meiner Fähigkeit, mich in den Neoprenanzug ohne Fremdhilfe pulen zu können. Ich gestehe, ganz ohne Hilfe ging es nicht. Ich versuchte auch dem Anzug-Verteiler klar zu machen, dass ich bei geschloßenem Reißverschluss keine Luft bekomme. Er meine nur lapidar, der Anzug müsste eng sitzen, sonst wärmt er nicht. Ich hatte also die Wahl zwischen ersticken oder erfrieren. Meine Frau erschien zufrieden, der Neoprenanzug war noch nicht nass.
Als kleine Gummiente fiel ich in mein Auto und wir fuhren zu dem Badesee des Campingplatzes an der Via Claudia in Pfunds. Unsere Boote von der Firma Grabner, die Mercedes unter den Schlauch-Kayaks, wurden schon ins Wasser gelassen. Es regnete, was nicht störte. Erschreckend war die Temperatur des alpinen Badesees. War der erste Kälte-Schreck überwunden, wärmte der Neoprenanzug erstaunlich gut.
Wir starten die ersten Manöver, wie geradeaus fahren, links, rechts und im Kreis drehen. Wir lernten, dass Kayak fahren auch Philosophie ist. In einem Team muss es einen Führer geben, dieser lenkt hinten, der vorne Sitzende hat zu gehorchen. Ich saß hinten, meine Vorderfrau machte noch nicht richtig mit. Daran müssen wir noch arbeiten.
Frau schon länger über Bord
Mein persönliches Highlight war der Moment, als wir das Kentern übten, unter das Boot tauchen und wieder in das Boot gelangen mussten. Erst wegen meiner Ungelenkigkeit verspottet, zog ich mich problemlos in das Boot, während meine Frau hilflos am Bootsrand hing und ich sie reinziehen musste. Sie meinte es läge an den weiblichen Kurven, die ich wirklich sehr schätze, für eine Frau wäre es also generell nicht möglich so einfach sich in ein Boot zu ziehen. Beim zweiten mal schaffte sie es. Ihr Neoprenanzug war dann nass.
In die wilde Natur des Inntals in Graubünden
Am Nachmittag, nach einer großen Portion Kaiserschmarrn, fuhren wir in Kolonne über die schweizer Grenze ins Inntal zu unserem Einstiegspunkt. Wir zwängten uns in die Gummianzüge. Die Autos mussten zu dem Ausstiegspunkt gefahren werden. Zurück zum Einstiegspunkt fuhren 4 Gummimännchen wieder mit einem Auto. Kayak fahren besteht zu einem großen Anteil aus Logistik. Eine Verkehrskontrolle oder gar ein Unfall hätte eventuell zu größeren Schwierigkeiten führen können. Mit Neoprenanzug und Rettungsschwimmweste fährt man nicht jeden Tag mit dem Auto durch die Schweiz.
Es kann losgehen!
Am Einstiegspunkt wieder angekommen, konnte es endlich losgehen. Wir stiegen, soe wie uns gezeigt wurde, in die Boote. Der Hintermann, der sogenannte Steuermann, der der den Ton und die Richtung angibt, ich nenne ihn ab jetzt Chef, also ich, steigt zuerst ins Boot, während die Vorderfrau, sie muss tun, was der Chef sagt, das Boot hält. Schon zu Beginn musste eine schwierige Passage gemeistert werden. Elegant umschiffte ich, eingebettet in dem Wasserstrom, einen großen Felsen. Dann mussten wir sofort in ein Kehrwasser steuern, um auf die Anderen zu warten. Es bedurfte einiger Versuche. Zuletzt schob uns einer der Profis an den sicheren Rand. Dann schwamm eine Trinkflasche von einem befreundeten Boot an uns vorbei. Was war passiert? Das erste Paar ist gekentert und musste gerettet werden. Meine Frau drohte mir schon zu Beginn, sie will nicht ins Wasser fallen. Ein immenser Druck lastetet von nun an auf mir. Ich musste unbedingt verhindern, dass meine Frau auch ins Wasser fällt. Nach einigen Stromschnellen und mehrfachen Versuchen im Kehrwasser anzuhalten, wurden wir ein eingespieltes Team.
Die Natur ist der beste Lehrmeister
Einer gibt den Ton an und der andere gehorcht. Eine Lebensweisheit, deren Sinn sich in der rauen Natur mehr und mehr bewahrheitet. Nur so kann es in einer guten Ehe funktionieren.
Nach ca. 2 Stunden waren wir dann an unserem Ausstiegspunkt angekommen. Es gab keine größeren Zwischenfälle mehr, lediglich einmal drohten wir zu kentern, was ich mit einem geschickten Manöver verhinderte und den Urlaub erstmal retten konnte.
Nach einem leckeren Abendessen guckten wir alle geimansam einen Film von der Lappland-Tour, die Peter vor einigen Jahren mit einer Gruppe von ca. 15 Personen erlebte und führen durfte. Es entstand ein Gefühl von Fernsucht.
Wie in Kanada, im Lechtal ist kaana da
Am Sonntagmorgen, nachdem wir unser Gepäck im Auto verstaut haben, fuhren wir von der Native Spirit Wildnisschule über das fast 2000m hoch gelegene Hahntenjoch nach Imst ins Lechtal. Hier zeigte sich zum ersten Mal nach zwei Tagen wieder die Sonne. Wie schon am vorigen Tag platzierten wir die Autos an Ein- und Ausstiegsstelle. Wir legten professionell ab, in dem wir unser Kayak leicht in den reißenden Strom anwinkelten. Zugegeben, ganz so elegant sah es dann doch noch nicht aus. Ich setzte am Boden auf. Das Wasser war am Start zu flach (oder ich zu schwer). Meine Frau musste mich in die Fluten ziehen. Ich war ja der Chef und durfte das Kayak nicht verlassen.
Jede Menge Spaß, inkl. Rettungsmanöver
Der Lech war schon ein anderer Kaliber, hier war der ganze Steuermann gefragt. Immer wieder mussten wir reißende Stromschnellen bewältigen und bei drohenden Aufprall an Felswänden und Bäumen musste ich vorausschauend und rechtzeitig manövrieren. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke kenterte wieder ein Boot und wir sahen diesmal nicht die Flasche sondern die Fahrer an uns vorbei treiben und wir sahen hilflos hinter her. Wir erinnerten sie noch, dass nichts passieren kann. Die Anweisung hieß, mit dem Rücken ins Wasser legen und die Beine voran. Irgendwann kommt man immer raus. Was soll ich sagen, nach einigen 100m waren wir alle wieder vereint. Gut, beidseitig an den Ufern verstreut aber es waren alle wohl auf. So konnten wir bei der Rettungsaktion noch einige Manöver üben oder die Profis bei Diesen beobachten. Ich kann jetzt zum Beispiel mit dem Kayak einen wilden Fluß, wie an einer Seilwinde hängend, überqueren.
Glückliche Ankunft und Abschluss mit Genuss
Nach ca. 2 Stunde Fahrt kamen wir wohlbehalten an unserem Ausstiegspunkt an. Ich hatte es wirklich geschafft meine Frau durch die wilden Wasser zu manövrieren, ohne dass sie auch nur einmal ins Wasser fiel. Der Urlaub war gerettet. Ich konnte weiter planen. Wir hatten alle gemeinsam eine schöne Zeit und dank Peter und seinem Team klappte alles perfekt und wie waren bestens betreut.
Zum Abschluss gingen wir alle noch mal richtig schlemmen ins Genießer-Restaurant Schlemmerland. Ok die Interseite mit Flash-Player ist gruselig aber das Essen war genial. Ich hatte ein Käsesüppchen und eine ganz banale, aber regional hergestellte Curryurst mit handgemachter Soße. Ein Traum!
Zwei wunderschöne Tage dank dem Native Spirit-Team
Zweimal kam es beinah zum Supergau, wir drohten zu kentern. Wäre meine Frau ins Wasser gefallen, ich wüsste nicht, wie der weitere Urlaub verlaufen wäre. Aber durch geschickte Gewichtsverlagerung meinerseits passierte nichts dergleichen. Wir hatten zwei wunderschöne Tage inmitten der rauen Natur, die uns wieder einmal in wichtige Lehre für die Zukunft mitgab: Es kann nur einen Chef geben und halte deine Frau trocken.
Vielen Dank an Peter und das Native Spirit Team, bis zur nächsten Schwitzhütte!
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Dieser Bericht wird nur einen Bruchteil von dem erzählen, was meine Frau und ich auf dieser einmaligen Reise wirklich erlebt haben.