Kroatien

Unter Geiern und Wasserfällen

Sveti Juraj – Jenseits des Pauschaltourismus

Bereits zum zweiten Mal war ich zu Pfingsten in Sveti Juraj in Kroatien. Es ist nicht die typische Touristenlocation. Da jedoch mein Sohn 2015 ein Praktikum für die Schule absolvieren musste nutzten wir das Angebot der Schule und wir fuhren nach Sveti Juraj, um dort beim Aufbau des hiesigen Geierzentrums mitzuhelfen. Nebenbei gestaltete ich einen Blog auf dem Schüler und Eltern ihre Erlebnisse und Erfahrungen währen dem Schulpraktikum teilen konnten. Wir hatten eine wunderschöne Zeit, nur leider war ich jeden Tag beschäftigt meinen Anhang rechtzeitig zur Arbeit zu bringen, so dass ich die Gegend nur am Rande mitbekommen habe. Somit beschloss ich auch 2016 mit der Jenaplan-Gruppe mitzufahren, nebenbei ein wenig mitzuhelfen und die Gegend um Sveti Juraj und Senj mit Familie mir ein bisschen genauer anzuschauen.

Sveti Jura und Senj

Muss man Sveti Juraj gesehen haben? Nein. Wenn man aber eintauchen will in den kroatischen Alltag und das Leben der Menschen in Kroatien mitleben will, dem sei Sveti Juraj empfohlen. Es gibt hier keine Touristenattraktionen, wunderschöne Sandstrände oder Wellnesstempel. Die vier Restaurants bieten Einheitsküche mit wechselnder Tagesform aber trotzdem habe ich es genossen dort zu sein. Allein die Sonnenuntergänge in Sveti Juraj sind ein Besuch wert und ich glaube es war Branko in dem Film „Die rote Zora“, der mit seiner großen Liebe im Hafen von Sveti Juraj schwamm. Somit ein legendärer Pilgerort für ehemalige Groupies der roten Zora, der große Schwarm unserer Kindertage. Wie er das jedoch überlebte ist uns heute ein Rätsel. Denn leider ist das Meer in Sveti Juraj, trotz Mittelmeer, „schweinekalt“.

Also, warum Sveti Juraj? Nehmt euch eines der zahlreich angebotenen Appartements, unseres kann ich nur wärmstens empfehlen, es bietet alles was man zum Überleben benötigt wird und entflieht dem deutschen Perfektionismus. Hier bekommt man einen anderen Blick auf den Alltag. Es kann passieren, dass hier eben mal nicht alles funktioniert oder Pünktlichkeit zwar eine Zier ist aber sie nicht unbedingt gebraucht wird. Was kann man unternehmen: Auf die Terrasse legen, ein Buch lesen oder Gitarre spielen. Das W-Lan wird irgendwann schon wieder anspringen. Wenn du auch über Airbnb zum ersten Mal buchen willst, dann nutze diesen Gutschein.

Muss man Senj gesehen haben? Nein, man kann auch einfach vorbeifahren. Das bekannteste Denkmal von Senj ist die Festung Nehaj. Bekannt wurde die Burg durch die Rote Zora. Muss man Senj besuchen? Ja, wen man ein Fan der roten Zora ist. Ich war es, die rote Zora war einfach anders, wie die anderen Mädchen.

Grifon – Zum Wohle und Schutz der Geier in Europa

Was Sveti Juraj aber ganz besonders macht, ist die Möglichkeit seinen Urlaub sinn stiftend zu verbringen in dem man sich als Volunteer bei Dr. Goran Susic anmeldet und bei seinem Projekt mithilft. Dr. Goran Susic und sein Sohn versuchen seit Jahren aus Liebe zu den Greifvögeln ihr Geierzentrum zu erhalten und das gegen ständig neue politischen Unwidrigkeiten und chronischer Unterfinanzierung. Dieses Projekt ist von Leidenschaft und Authentizität geprägt und jede Hilfe, ob monetär oder körperlich, kommt hier den Geiern zugute. Wer einmal die Geier in ihrer freien Wildbahn beobachtet oder live miterlebt hat (ich leider bisher nur im Film), wie sie mit großen Flügelschlägen wieder in die Freiheit entlassen werden, der weiß warum es sich lohnt für den Erhalt und Schutz dieser faszinierten Vögel sich zu engagieren.Dank Holger und seiner Familie durften inzwischen ca. 50 Schüler und Eltern des Jenaplan-Gymnasium Nürnberg diese Projekt unterstützen. Sie schleppten Steine, bauten Gabionen, einen Grillplatz, stellten Schilder auf, teilweise über mehrere Stunden, streichten die Hütten oder legten Betonfundamente. Das alles mit einer kroatischen Gelassenheit aber dennoch zielorientiert. Kein Urlaub wie man ihn erwartet aber in allen Aspekten bereichernd.

Innerhalb des einwöchigen Praktikums wird auch immer eine Wanderung in den Naturpark „Nördliches Velebit“ und eine Bootsfahrt auf die größte Naturschutzinsel Kroatiens Prvic organisiert.

Nationalpark Nördliches Velebit und Prvic

Bereits im letzten Jahr durfte ich den Premužić-Wanderpfad mit Kruno, einem fotografierenden Bergführer oder bergführenden Fotograf, bei Wind, Schnee und Sonnenschein bewältigen. Die unberührte Natur beeindruckt durch ihre Wildheit, so dass ein Biophilia-Effekt (kleine Werbung für eines meiner Lieblingsbücher) unmittelbar einsetzt. Meine Frau meinte die Wandergruppe sei wegen mir so langsam gewesen, dem war aber nicht so. Ich habe nur Rücksicht genommen und mich als Schlusslicht zur Verfügung gestellt.

Da Kruno Bücher zur Berghütte Zavižan bringen musste konnte ich den letzten Aufstieg zur Berghütte mit dem Auto offroad bewältigen. Somit habe ich ein Würstel mehr in meiner Bohnensuppe verdient. Wer ein bisschen „Alte Schmetterhand“-Feeling haben und Bärenspuren suchen will, dem sei der Nationalpark wärmstens empfohlen. Wer einen Bergführer sucht kann sich bei „Kruno“ melden.

Mindestens genau so schön ist auch die Fahrt auf die Naturschutzinsel Prvic. In diesem Jahr konnten wir nach kurzer Zeit über 10 Gänsegeier über uns kreisen sehen. Da wir uns noch bewegten hielten sie Abstand. Die kurze Zeit, wo die Sonne noch auf den Strand schien nutzten wir, um uns in die eiskalten Fluten zu stürzen. Danach sammelten wir noch den gestrandeten Plastikmüll, was leider auf anschauliche Art und Weise zeigt, wie vermüllt unsere Meere bereits sind, denn Besucher sind auf dieser Insel nicht erlaubt. Der Müll ist reines Treibgut, beschämend.

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Ein Tag mit Winnetou – Plitvicer Seen

Nachdem jeder der einmal bei den Plitvicer Seen war von der Schönheit dieses Naturschauspiel schwärmt, wollten auch wir uns Dieses nicht entgehen lassen. Laut Reiseführer sind die Plitvicer Seen von Senj aus innerhalb von 2 Stunden sehr gut zu erreichen, wenn es keine Vollsperrungen gibt. Da ich eine Umleitung nicht ernst nehmen wollte gerieten wir in eine Solche. Meine Frau wollte einen französischen Wohnmobilfahrer um Hilfe bitten, ich nicht. Es kam zum Eklat und die etwa 100km lange Umleitung verlief ruhig.

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Schon bei der Ankunft auf dem Parkplatz war klar, wir werden nicht die einzigen Besucher an diesem Tag sein. Schulklassen, Rentner und Japaner, sie waren alle da. Nicht auszudenken, wie es hier im Sommer ist. Erstaunlich war, dass keine Wasserleichen die Seen zierten bei dem Gedränge, den man konnte wunderbar bis zum Grund der Seen hinabblicken und selbst die Forellen schienen zutraulich und für jede Art von Futter dankbar zu sein. Auf engen Holzstegen, auf denen man an den Rentnern, penetrant grüßende Schulkinder und Japanern vorbei manövrieren muss, wird man an den imposanten Wasserfällen vorbeigeleitet. Ein Gefühl von Romantik keimte nur selten auf, einmal wegen der grölenden Senioren, penetranten Japanern und herumrennenden Kindern, achso und wegen der Umleitung. Trotzdem, man muss diese Seen einmal gesehen haben, aber Meteora in Griechenland fand ich imposanter.

Zadar in 30 Minuten

Nachdem unser direkter Weg nach Senj versperrt war nutzen wir den Umweg, um die norddalmatinische Stadt Zadar zu besichtigen. Sie hat eine lange Geschichte und sie wurde auch im Jugoslawien Krieg von den Serben angegriffen. Zadar ist für mich die erste größere Stadt, die ich in Kroatien besucht habe. Im Hafen liegen imposante Jachten und insgesamt erinnert es an italienische Küstenstädte nur anders. Wir haben in Zadar hervorragend gegessen (siehe unten) und sind etwa eine Stunde durch die Altstadt spaziert. Das ist zu wenig Zeit, um wirklich mehr über Zadar erzählen zu können. Wer aber in der Nähe ist sollte mal vorbeischauen, es lohnt sich, schon allein wegen dem Pet Bunara.

Restaurants in Sveti Juraj und Umgebung

Man hat es vielleicht schon gemerkt, ich bin nicht unbedingt ein Fan der kroatischen Küche. Man erzählt auch, dass das Essen auf den Inseln auf den Inseln wesentlich besser ist als auf dem Festland. Für mich ist nur erstaunlich, dass in einer Gegend, wo die feinsten Gewürze regelrecht auf der Straße wachsen, diese kaum genutzt werden. Hätte ich das Pet Bunara nicht kennengelernt, ich könnte Kroatien aus kulinarischer Sicht nicht empfehlen. Aber auch das Lavlji Dvor ist durchaus empfehlenswert (die Internetseite allerdings weniger) Die Restaurants in Sveti Juraj sind kroatisch rustikal, berücksichtigt man jedoch das mediterrane Ambiente relativiert sich so manches Grillfleisch. In netter Gesellschaft und Slibowitz zum nachspülen sind die Restaurants in Sveti Juraj wirklich schön und darauf kommt es ja wirklich an und wer weiß, wie oft wir noch nach Svet Juraj kommen.

Auf der Rückreise fuhren wir über Triest, um Autobahngebühr in Slowenien zu sparen und wir machten auf Empfehlung einen Abstecher in Triest. Wir sollten unbedingt das Buffet Clai besuchen. Tja, was soll man schreiben? Italien ist eben Italien, das war absolut feinste spitzenmäßige italienische Hausmannskost, schon allein wegen dem Tiramisu lohnt es sich 600km weit zu fahren. Nun wollten wir wirklich gar nicht mehr heim. Nächstes Jahr unbedingt doch mal wieder Bella Italia.

Hvala Holger!

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