Prag Stammtischreise Tag 2

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Tag 1 in Prag
Nach dem Rausch im Bett

Foto: spudnique / photocase.de

Der Tag danach-Prag Tag 2

Nein liebe Ehefrauen, so sah es nicht in unserem Zimmern aus und nur wenige litten unter den Folgen der letzten Nacht. Wie waren fast alle „quietschfidel“ und freuten uns schon am Vormittag auf einen sonnigen Tag in Prag mit vielen neuen Erlebnissen und kulinarischen Höhepunkten, mal ganz ohne Erotic.

Unser erstes Ziel an diesem Tag war die „John Lennon Wall„. Entlang der altbekannten Ujzed bewunderten wir die typischen Prager Fassaden, als die Ersten schon wieder Druck auf der Blase verspürten. So bogen wir zuerst ab in einen kleinen Park an der Moldau mit dem schönen Namen „Kampa“. Dort hatten wir einen schönen Blick auf gelbe Pinguine, die in einer Linie auf einer Mauer in die Moldau hinein ragten. Sollten die Folgen der letzten Nacht noch spürbar sein? Nein, es gab sie wirklich, die Fotos sind der Beweis.

Wir genossen die warmen Strahlen der Frühlingsonne und gingen geschlossen in die öffentliche Toilette des kleinen Museums am Rande der kleinen Parkanlage. Wir verließen den Park durch den nördlichen Ausgang und nach ca. 200 m erreichten wir bereits das John Lennon Pup und somit war es nur noch ein Katzensprung bis zur John Lennon Mauer.
Die Atmosphäre an dieser Mauer war so extrem friedlich, dass sogar ein Kleeblatt Fürth (dreimaliger deutscher Meister) Fan sich mit einem Fan der Ostvorstadt (Rekordabsteiger) zu einem gemeinsamen Bild vor der Mauer bereit erklärte (siehe oben). Es entstand ein Bild mit enormer Symbolik und Ausdruckskraft, welches kurz hoffen lässt, dass all der Hass auf der Welt doch durch die Liebe verdrängt werden kann und Frieden selbst zwischen Nürnberg und Fürth einziehen könnte. Nachdem der Auslöser gedrückt war, war auch der Frieden wieder weg und aus kleinen Engeln wurden wieder Menschen und die Zwietracht durchdrang die weitere Kommunikation.
Wir lauschten noch einige Minuten dem gefühlvollen Barden und setzten danach in gelöster Stimmung unseren Weg fort.

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Prager Schinken

Der Weg zum Biergarten und das Drama mit dem Prager Schinken

Wir überquerten wieder die Moldau auf der Karlsbrücke. Wie waren schon über eine Stunde unterwegs und erste Stammtischmitglieder plagte Hunger und Durst. Schalli hatte sich vorbildlich vorbereitet und auf seinem kleinem handgemachten Biergartenführer empfahl sich ein schöner Biergarten in einem Park, ca. 30 Gehminuten von der Innenstadt entfernt. Doch ich erinnerte mich an das knusprige Stück Schinken an dem Street-Food-Stand auf dem Altsdtädter Ring und fordert eine kleine Pause ein. Es gab eine kurze Beratung, Vegetarier waren nicht anwesend, so konnte ich problemlos alle davon zu überzeugen einen Abstecher auf dem Altstädter Ring zu machen. Es war ein Fehler!

Blumenladen in Prag

Ich reihte mich in die Schlange am Schinkenstand, Harry direkt hinter mir, Jochen stand beratend daneben. Ich bestellte auf feinsten Englisch ein Stück Schinken mit einer Schüssel Nudeln mit Kraut, ich nenne sie ab jetzt „Schupfnudeln“. Ein halbes Schwein landete auf dem Plastikteller, der dicke Tscheche nannte den Preis, ich reichte ihm zitternd ein Bündel Geld und weg war das Geld. Ich wollte Harry noch warnen, doch es war zu spät. Er orderte und zahlte dasselbe. Es kam zur Eskalation. Wir zahlten für den Batzen Fleisch so viel, wie für ein zwei Gänge-Menü mit drei Bier in einem guten Prager Restaurant. Die „Schwaben“ in unserer Gruppe, berechneten sofort den Preis-Leistungs-Index und sie konnten nur durch einfühlsame Mediation wieder beruhigt werden und es wurden von den „Griechen“ unter uns einzelne Zugeständnisse gemacht. Hunger war zumindest für alle gestillt, den Topf trockene Schupfnudeln spendeten wird den Tauben.

Die Kalorien mussten erstmal verbraucht werden. Zum Glück lag der Wunschbiergarten auf einer Anhöhe. Etwas Bewegung tat uns allen wirklich gut. Wir bogen auf eine Einkaufstraße mit Shops, die von der Preisgestaltung auf eine andere Zielgruppe ausgelegt waren. Also Augen zu und durch. Jedoch die renovierten Häuser waren durchaus ansehnlich. Bulgari, Lagerfeld, Chanel und Co, ein Hauch von urbaner Dekadenz im Gegensatz zum Abend zuvor, equilibrierte uns wieder in das Gleichgewicht (Geniale Überleitung zum Prager Metronom, das wir gleich besuchen werden). Ein kleiner romantischer Blumenladen fand unser aller Sympathie, wären unserer Ehefrauen anwesend gewesen, wir hätten alle (ok fast alle), ein kleines Blümchen unseren „Liebsten“ gekauft. Es war aber keine Frau da. Bald erreichten wir die Moldau. Über die Brücke musste laut unserem Reiseführer und Google Maps unser angestrebter Biergarten liegen.

Treppen zum Letenská pláň

Es gab Opfer.

Was wir nicht bedacht hatten waren die Treppen. Es war nicht immer sicher, ob wir alle oben ankommen werden. Es wurden mehrere Pausen eingelegt. Unser Alter wurde uns auf widerwärtige Art und Weise wieder offensichtlich. Noch schwarz vor Augen erreichten wir doch alle den 250 m hohen Gipfel und es offenbarte sich zum zigsten male ein wunderbarer Blick über die immer noch nicht goldenen Dächer von Prag. Das Prager Metronom (einst stand hier das Stalin-Denkmal) schwang im dumpfen Gleichklang mit unserem Puls und Skater hüpften mit Boards auf den Treppen und Geländer auf und ab. Wir wollten nur noch Bier. Es sollte nicht mehr weit sein, unser aller Begehr. Nach 10 Minuten erreichten wir nach all den Strapazen gegen 14:00 Uhr zum ersten Mal an diesem Tag einen Biergarten. Wir waren glücklich.

Der Biergarten und der Park von Letná

Wir hatten schnell das erste Bier bestellt und genossen den wunderschönen Ausblick über die Moldau auf die Prager Altstadt. Doch unser Platz war ungünstig gewählt. Direkt neben uns spielten sich seltsame Szenen. Es war eine Gruppe von Nerds, Mitte 30, die einen Junggesellen-Abschied feierten. Die Atmosphäre war ziemlich introvertiert, man kannte sich nicht wirklich, aber man kicherte über jeden Scheiß. Es waren Deutsche, Österreicher/innen waren auch dabei. Irgendwann zog sich einer der Pfeifen ein „Ganzkörperkondom“ an und man begann ihn mit archaischen Symbolen, wie Sonne, Blume und Hund, bunt zu bemalen. Dann gingen sie auf die Suche nach Freiwilligen, die bereit waren ihren Infantilismus auszuleben. Zum Glück ignorierten sie uns, man bemerkte wohl die frostige Stimmung. Dann geschah das Unfassbare, zwei junge hübsche Tschechinnen stürzten sich auf den verpackten Unsympath und malten wild auf ihn ein. Sie bemalten sich dann noch gegenseitig, Bodypainting? Bevor es aber für uns doch wieder interessant zu werden schien, hielten sie ein. Nach dem zweiten Bier wurde es uns doch zu bunt und wir entschieden aufzubrechen und in Richtung Hradschin den Park zu durchqueren.

Im Letna Biergarten in Prag

Der „Letenské sady“ ist trotz seiner zentrumsnahen Lage nach wie vor ein beliebter Naherholungsort der Prager Bevölkerung. Der Blick auf die Moldau und die Prager Altstadt ist sicher einer der schönsten Panoramen, die wir an diesen Tagen genießen durften. Viele Skater hüpften weiterhin mit ihren Boards über die Stufen und Rampen und wir versuchten einen spektakulären Fail mit unseren Smartphones zu erwischen. Leider passierte nichts. Wenige hundert Meter breitete sich ein kleines Idyll vor uns aus. Eine liebevoll angelegte Anlage mit einem Fels, in dem sich elegante Figuren aufreihten und sehnsuchtsvoll in die Welt blickten. In goldenen Lettern rankte der Name „Julius Zeyer“ über den Statuen. Er war ein böhmischer Schriftsteller, Dichter und Dramaturg deutsch-französischer Abstammung. Seine epische Lyrik beschäftigte sich mit der glorreichen tschechischen Geschichte, mit der er das nationale Bewusstsein stärken wollte. Genug Kultur.

Blick auf Moldau

Der „Letenské sady“ ist trotz seiner zentrumsnahen Lage nach wie vor ein beliebter Naherholungsort der Prager Bevölkerung. Der Blick auf die Moldau und die Prager Altstadt ist sicher einer der schönsten Panoramen, die wir an diesen Tagen genießen durften. Viele Skater hüpften weiterhin mit ihren Boards über die Stufen und Rampen und wir versuchten einen spektakulären Fail mit unseren Smartphones zu erwischen. Leider passierte nichts. Wenige hundert Meter breitete sich ein kleines Idyll vor uns aus. Eine liebevoll angelegte Anlage mit einem Fels, in dem sich elegante Figuren aufreihten und sehnsuchtsvoll in die Welt blickten. In goldenen Lettern rankte der Name „Julius Zeyer“ über den Statuen. Er war ein böhmischer Schriftsteller, Dichter und Dramaturg deutsch-französischer Abstammung. Seine epische Lyrik beschäftigte sich mit der glorreichen tschechischen Geschichte, mit der er das nationale Bewusstsein stärken wollte. Genug Kultur.

Klosterbiergarten in Prag

Touristenabzocke im Kloster

Auf romantischen Pfaden wandelten wir kleine Prinzen hinauf zum Hradschin. Die Sonne schien und wir schwitzten. Um eine Austrocknung zu vermeiden brauchte es ein neues Ziel: Biergarten oder Bierkeller, egal.
Wer erinnert sich? Schalli wollte unbedingt einen Bierkeller in der Nähe des Hradschin besuchen. Er hatte sein Vorhaben nicht aufgegeben. Auf dem Domplatz angekommen zog es uns zielstrebig zu dem gewünschten Objekt. Es war wieder brechend voll. Doch Schalli wäre nicht Schalli, wenn er nicht Alternativen gehabt hätte. Wir gingen die Straße weiter. In der Zwischenzeit bekam der Eine oder Andere ein schlechtes Gewissen, weil er noch kein Mitbringsel für seine Liebsten zu Hause besorgt hatte. So kam es immer wieder zu kurzen Pausen, weil man das hiesige Angebot in den zahlreichen Souvenirläden durchstöbern musste. Der „kleine Maulwurf“ war noch das wertvollste Stück Erinnerung an Prag. Was tun? Wir bilden einen Arbeitskreis im nächsten Biergarten.

Wir glaubten eine gute Wahl getroffen zu haben. Es war ca. 16:00 Uhr, Durst hatten wir immer und ein kleiner Snack für unterwegs wäre prächtig. Was für den einen zwei Stück Pizza sind, ist für den Anderen eine ganze Ente. Gewichtsverlust musste generell vermieden werden, ebenso wollte wir unbedingt ein Absinken der Cholesterin-Spiegel vermeiden. Das Restaurant Velká klášterní half uns hierbei. Das Essen war nicht das schlechteste, wir wurden auch flott bedient und das Ambiente angenehm. Da bei Einigen die Angst im Nacken saß, dass man mit leeren Händen nach Hause müsste wurde einheitlich beschlossen zurückzukehren zum Hardrock-Cafe, um dort die notwendigen Geschenke zu besorgen. Wir mussten nur noch zahlen. Wir orderten die Rechnung. Sie wurde uns vorgelegt. Wir erstarrten. Wir bezahlten. Die Kellnerin zog sich in die Klostermauern zurück.

Klosterbiergarten Prag Bewertung

Sollte der Wechselkurs explodiert sein? Haben wir etwas beschädigt? Ich gab zu ich hab mein Smartphone an einer Steckdose heimlich aufgeladen. War das die Strafe? Die Ersten erwachten aus der Schockstarre. Man begann zu rechnen, wieso zahlten wir für das halbe Essen und die gleiche Menge Gerstensaft plötzlich den doppelten Betrag? War Faisstis Ente eine chinesische Edelente? Eine kleine Gruppe beschloss die Kellnerin zur Rede zu stellen. Sehr schnell war der enorme Betrag geklärt, es war das selbstgebraute Klosterbier. Wir hatten die heilige Aura des dort gebrauten Gerstensaft nicht gewürdigt und unreflektiert in unsere Kehlen geschüttet. So blieb nur die Rache über Google+. Schnell weg!

Hradschin und Karlsbrücke am Abend

Gemütliches Abendessen zum Ausklang

Und wieder wankten wir über die Karlsbrücke auf direkten Weg zum Hardrock-Cafe in Prag. Hier konnte sich jeder mit dem notwendigen Mitbringsel für Frau und Kind/er eindecken und die restlichen gemeinsamen Stunden in Prag noch genießen, keiner musste mehr ein schlechtes Gewissen haben. Nach der kulinarischen und finanziellen Enttäuschung bei unserer letzten Einkehr, durften wir bei unserem abschließenden gemeinsamen Abendessen keinen Fehler machen. Wer sich erinnert, am vorigen Tag wurden zwei Restaurants auf Google+ empfohlen, das eine hatten wir bereits getestet, das Andere, was sehr einladend aber voll sich präsentierte, sollte unser heutiges Ziel sein.

Abendessen im Kolkovna Olympia

Der Abend brach herein und die Frühlingssonne ließ die Prager Silhouette langsam in einem orangefarbenen Gewand vor unseren Augen verschwinden. Unser letzter Abend, unsere letzte Nacht, nie wieder werden wir so jung zusammenkommen. Wir waren müde und die letzten Tage und Stunden steckten tief in unseren alten Gebeinen, doch wir wollten noch einmal die Gläser heben und gemeinsam speisen.
Scheiß auf die Romantik unser Ziel war das Restaurant „Kolkovna Olympia“ und wir hatten Glück, es gab einen Tisch für 8 Personen. Wir wurden nicht enttäuscht. Wie ich fand, war es eines der besten Restaurants (virtueller Rundgang), die wir an diesen Tagen in Prag testen durften. Gewürdigt wurde es wieder mit einem Eintrag in Google+. Wir gingen anschließend müde aber glücklich zurück zu unserem Hotel und legten uns alle, ok fast alle, schlafen. Am nächsten Tag fuhren wir direkt nach dem Frühstück mit dem Bahn-Bus wieder nach Haus, wo unsere Frauen und Kinder uns liebevoll in die Arme nahmen und uns in der Heimat wieder „Willkommen“ hießen. Imagine all the people 🙂 !

Bewertung Olympia Restaurant Prag

Es waren drei schöne Tag die wir friedlich und ohne Eskapaden, wie echte Männer eben, miteinander verbringen durften. Wir konnten auch alten Zeiten wieder aufleben lassen, sicher nicht mehr ganz so exzessiv wie früher, man merkt uns das Alter nun doch schon an, aber wir sind im Herzen immer noch jung und zeitweise kindisch, möge uns diese Gabe bis zum Ende erhalten bleiben.

Bis zum nächsten Stammtischausflug 2016.

In diesem Sinne
Emma

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