Reisebericht Prag 2015
Unsere zweite Stammtisch Reise in die Stadt des billigen BiersDie Busreise und Ankunft in Prag
Eigentlich wollten wir nach Amsterdam aber wir konnten leider kein adäquates Hausboot chartern und haben uns daraufhin spontan für die kostengünstigere Variante im ehemaligen Ostblock entschieden. Der Bus nach Prag wurde mit einem Gruppentarif über die DB gebucht. Bei der Abfahrt kam es zu der für die Deutsche Bahn üblichen Verspätung (ein Busfahrer-Streik war nicht angekündigt). So genossen wir, auf anraten von Schalli, noch die Sonne in Mordor, äh Nürnberg.
Nachdem wir an einem tschechischen Bankautomaten uns mit dem notwendigen Bargeld eingedeckt hatten, ging es direkt zur Strambers-Haltestelle. Nach wenigen Minuten und wenigen Haltestellen später trafen wir gegen 21:00 Uhr in unsrem Hotel ein. Die Party kann beginnen.
Red and Blue, unser Motto und der Name des Hotels
Auf Empfehlung von Pfülbi entschieden wir uns für das Hotel „Red and Blue Design Hotel“ in Prag. Für ca. 75 Euro die Nacht und pro Person, inkl. Frühstück, war das Hotel günstig und gut. Es gab lecker Frühstück, saubere und moderne Zimmer und freundlichen unaufdringlichen Service. Die Lage war etwas außerhalb vom Zentrum und die Straßenlaternen reaktionsschnell. Ein gutes Hotel auch für romantische Wochenenden mit der Frau (dieser Text ist für die Angehörigen). Innerhalb weniger Minuten waren wir aber alle bereit, um zum ersten Mal gemeinsam tschechisches Bier und Essen zu genießen.
Der erste Abend in Prag
Noch relativ fit begaben wir uns nicht direkt in das tschechische Nachtleben. Wir wollten den Abend altersgemäß langsam angehen. Pfülbi empfahl uns das Restaurace U Dělového Kříže. Und es war gut. Gut war vor allem der Bierpreis, die letzten saßen noch gar nicht am Tisch, da hatte Schalli schon acht Bier bestellt. Der Begriff Bier ist international und unproblematisch im Vergleich zu den tschechischen Speisen. Dank der englischen Speisenkarte erlebte keiner eine Überraschung bei der Darreichung der Speisen. Ich hatte einen Burger gegessen, andere einen Topf mit verschiedenen Fleischgerichten oder auch Gulasch mit Knödel und extrem viel Knoblauch.
Nach einigen Dutzend Bieren und Becherovka und deftigem Essen staunten wir über die Rechnung. 3200 Kronen, etwas über 100 Euro für alle zusammen. Tja, da ging noch was. Wir über die Straße und einige Absacker bestellt. In einer Theaterkneipe, die uns noch einen kulturellen Höhepunkt bescheren wird. Doch dazu später mehr.
Letztendlich war es eine stressfreie Anfahrt und der erste Abend war im Rahmen dessen, was man Mitte 40 noch leisten kann. Der inzwischen niedrigere Testosteron-Spiegel bescherte uns einen schwungvollen aber nicht überschwenglichen Abend, so dass wir uns alle gegen 01:00 Uhr gemütlich in unsere Betten kuscheln konnte, um Kraft zu tanken für Prag und Schallis Bierkeller-Tour.
Wanderung zur deutschen Botschaft in Prag
Wieso wählt der Autor hier in der Überschrift den Begriff „Wanderung“. Mit „Wanderung verbindet man Berge, steile Aufstiege, Blasen an den Füßen, Rast und Natur. Bei einem Städtetrip eher unüblich, doch nicht bei uns. Wir suchten den kürzesten Weg zur Prager Burg, fanden ihn auch, zumindest Luftlinie. Aber egal, wenn deutsche im Ausland sind muss man immer zuerst zur deutschen Botschaft: Falls einem der Pass verloren geht, man wegen Trunkenheit in der Öffentlichkeit im Gewahrsam landet oder man wegen ähnlicher Vergehen Schwierigkeiten im Ausland bekommt. Also wanderten wir zuerst dorthin in der Hoffnung die Kanzlerin zu sehen.
„We’ll never know the names of all who perished, but at this sacred place, communism’s unknown victims will be consecrated to history and remembered forever. We dedicate this memorial because we have an obligation to those who died, to acknowledge their lives and honor their memory.“- George W. Bush, der alte Kapitalist.
Nach einer Rast erblickten wird bereits nach kurzer Zeit die deutsche Botschaft unten im Tal. Ein gefühlt langer Abstieg lag vor uns, doch mit guter Laune, ohne Alkohol und einem fröhlichen Lied auf den Lippen kamen wir gut gelaunt bei dem Botschaftsgebäude an und versammelten uns vor dem Eingang und harrten der Dinge die da kommen. Doch es kam nichts. Ich klingelte. Niemand öffnete. Egal. Noch fix ein Gruppenbild, kurz die Nationalhymne angestimmt und auf den Weg gemacht zur Prager Burg.
Der Aufstieg zur Prager Burg
Rund um den Veitsdom
Zuerst lösten wir die Wache zum Eingang in den Burghof ab. Alle Mann rein in die kleine Hütte und alle Touristen freundlich begrüßt. Da wir aber noch mehr von dem Weltkulturerbe, dem Hradschin sehen wollten, gingen wir weiter in den 2 Burghof. Viele Touristen aus aller Herren Länder tummelten sich auf dem Platz, doch große Begeisterung kam nicht auf. Also weiter durch das zweite Tor und etwas Schönes tauchte vor uns auf. Eine blonde Frau in Begleitung eines… Äh der Veitsdom baute sich vor uns imposant auf. Wir fragten uns, was mach der alte Depp mit so… Sorry, nein wir bewunderten die Fresken und die mittelalterlichen Kunstwerke.
Ein Idiot in Uniform bleibt immer noch ein Idiot. – Das Känguru in die „Känguru-Chroniken-Die Offenbarung„
Diesen kulturellen Höhepunkt (es werden definitiv bei dieser Reise nicht mehr viele folgen) konnten und wollten wir nicht verpassen. Die Zeit bis zur Wachablösung vertrieben wir uns mit dem Drehen von Kurzfilmen (siehe Youtube) und okkulten Handlungen (Münze in Brunnen werfen), mit denen wir die Glücksgöttin zu unseren Gunsten stimmen versuchen wollten und nicht schafften.
Erste Einkehr auf dem Weg zur Karlsbrücke
Über den Georgsplatz gingen wir zurück zu dem Eingang zum Hradschin. Doch vorher machten wir noch ein romantisches Gruppenbild unter einem Traum von Blüten.
Vor dem Palais Schwarzenberg mussten wir uns wieder orientieren und uns dem eigentlich Zweck unserer Reise zuwenden: Den Bierkellern. Schalli hatte sich akribisch auf die drei Tage vorbereitet und die besten Bierkeller in Prag vor sondiert. Jedoch der erste, der „U Černého Vola“ war voll. Auf Geheiß von Pfülbi, folgten wir wieder verwinkelten Gässchen, vorbei an einem Romantik-Hotel, ich betone das deswegen, da ich hoffe, dass meine wunderbare Frau mal mit mir da hinfährt (Schatz solltest du das jemals lesen, das ist eine Einladung!).
Da keiner mit mir Jenga spielen wollte zogen wir nach 16 Bier weiter in Richtung Karlsbrücke. Man spürte, dass die Stadt an diesem Wochenende regelrecht bebte. Als uns eine Gruppe Schweden mit Eishockey-Trikots bekleidet entgegen kam, wussten wir auch warum. Die Eishockey-WM gastierte in Prag und wir waren dabei. Egal, weiter zur Karlsbrücke vorbei an Würschtle-Stände, von denen ich keines probieren durfte, denn Schalli versprach uns ein typisches tschechisches Restaurant. Ach hätte ich nur auf meinen Bauch gehört und ein Bratwürschtle gegessen.
Die Karlsbrücke in Prag
Endlich waren wir drauf, auf einer der imposantesten Sehenswürdigkeit dieser Stadt: Die Karlsbrücke. Von den Pflastersteinen konnten wir nicht viele sehen, so viele Menschen waren auf der Brücke. Doch es war schön einmal kurz inne zu halten und die Moldau mit ihren Ausflugsdampfern zu bewundern. Wären nicht so viele Menschen auf der Brücke, man hätte es länger genießen können. So schoben wir uns an den Schutzheiligen vorbei in Richtung „Altstädter Brückturm“, wo uns eine von Schalli empfohlene Lokalität erwarten sollte.
Warten auf Pavel und das Drama mit den Knödeln
Wir hatten Hunger und Schalli hatte einen Tipp aus seinem Reiseführer. Versprochen wurde frisch gezapftes Bier und Schweinbraten mit Knödel im Pivnice U Rudolfina in der Křižovnická 60/10.
Der Bierkeller zeigte sich zuerst vielversprechend. Erst mal alle auf die Toilette und Wasser abgelassen. Ohne Probleme bekamen wir einen Tisch für alle. Bier und Becherovka war schnell bestellt, doch die Speisekarte war ein tschechisches Original. Mit Handy und Wörterbuch ausgerüstet sollte die Bestellung eines Schweinebratens mit Knödel für Globetrotter wie wir kein Problem sein. Nur Floh bestellte einen großen Salat, es kam ein …hihih…hihi, also satt fühlt sich anders an. Doch zurück zum Schweinebraten. Der Begriff für Schweinebraten heißt auf tschechisch: pečené vepřové. Ich weiß nicht mehr wer den Mut hatte dies beim Kellner zu bestellen, der Kellner war evtl. einem anderen Dialekt gewöhnt, er antwortete im gebrochen Englisch „pig“. Wir fühlten uns verstanden. „With Chips“, bot er an. Das wäre der Moment gewesen, wo wir stutzig hätten werden sollen, doch wir schöpften keinen Verdacht und posaunten im gebrochenen Tschechisch noch das Wort für Knödel heraus. Ich bilde mir ein, eine leichte Gesichtsstarre in der Mimik des Kellners erkannt zu haben, doch er nickte und ging in Richtung Küche.
Es war vollbracht, endlich sollten wir in den Genuss eines tschechischen Schweinebraten mit Knödel kommen. Nach dem zweiten Bier, wurden wir etwas ungeduldig, aber wir deuteten diese Wartezeit positiv, die Knödel und der Braten wurden bestimmt frisch zubereitet. Das Bier floss und die Kellner brachten die Bier-Bestellungen mit Becherovka zügig an unseren Tisch. Doch es kam kein Braten. Die Stimmung drohte zu kippen. Nur durch stetige Beschwichtigung der besonnenen Stammtisch-Mitglieder konnte eine Eskalation vermieden werden. Ich war froh, denn ich konnte am Tisch gegenüber, an dem einer Blinder saß, mein Handy voll aufladen ohne zu befürchten, dass er es stiehlt.
„You erotic dreams come through“, er sagte.
Völlig frustriert und hungrig verließen wird das Lokal und beschlossen noch einmal nach Sehenswürdigkeiten ausschau zu halten, um das Erlebte zu verdrängen. Jene die eine Straßenkarte bei sich trugen meinten, wir wären nicht weit vom Wenzelsplatz und somit hatten wir schon wieder ein neues Ziel und die Schmach war schnell vergessen. Zuerst gingen wir über den Altstädter Ring. Aus Frust kaufte ich mir eine Bratwurst und bewunderte den Prager Schinken. Eine Portion wollte ich vor der Heimfahrt essen und beschloss diesen Event auf den nächsten Tag zu verschieben. So irrten wir planlos an der „Astronomischen Uhr“ vorbei durch die Straßen Prags. Bis, nicht weit vom Wenzelsplatz, ein junger Mann uns ansprach: „You erotic dreams come through!“ Einige von uns waren wieder hellwach: Gerade aus und nach 200m rechts. Das war mal ein Versprechen, so ähnlich wie in dem Video, spielten sich vor meinem geistigen Auge die schönsten Träume ab.
Zur besten Trinkzeit versuchten wir danach einen berühmten Prager Bierkeller für acht Personen zu finden. Es war schier aussichtslos, wieder erreichte die Stimmung einen Tiefpunkt. Dank Google Maps orientierten wir uns an den bewerteten Lokalen und wurden fündig. Nicht weit von unserem Hotel, wir mussten nur wieder die Moldau überqueren, gab es zwei verheißungsvolle Lokale, eines müsste doch einen Platz für uns haben. Im zweiten Lokal im Restaurace Stará Praha, wies uns eine nette Tschechin, einen schönen Tisch zu und servierte uns ein leckeres Essen mit böhmische Knödel. So wurden die Träume doch noch ein bisschen wahr.
Partyyyy!
Nachdem wir an diesem Tag Höhen und Tiefen erlebt hatten wollten wir das Prager Nachtleben, wie in alten Zeiten genießen. Nicht weit von unserem Restaurant entdeckten wir auf Google Maps den Klub Újezd. Die Bewertungen waren vielversprechend und klangen unspießig. Wir also nichts wie hin. St. Pauli Aufkleber und Che Guevara Konterfeis auf den Toiletten, hier waren wir richtig. Ein süslicher Geruch von feinsten Gras umströmten beim Betreten der oberen Bar unser limbisches System. Ich war glücklich.
Ich genoss die Lichter und die Musik und jene von uns die noch tanzen konnten traten auf die Tanzfläche. Fränkischer Ausdruckstanz gepaart mit tschechischer Boheme, die Reise erreichte ihren Höhepunkt. Gegen 2:00 Uhr nachts verließen wir in sichtlich gehobener Stimmung die Lokalität. Vernünftigerweise konnten wir uns darauf einigen in Richtung unseres Hotel zu gehen, was nur ca. 500m entfernt war. Eine ferngesteuerte Laterne trieb uns allen nochmal Tränen in die Augen, wir hatten einen kollektiven Lach-Flash, weil dieses blöde Ding auf unseren Signale reagierte, doch wir waren doch zu müde, um auszuprobieren, ob wir noch andere Straßenlaternen durch unsere Gedankenkraft hätten steuern können. Somit gingen wir friedlich und leise in unsere Zimmer, legten uns ins Bett und schliefen ein. Am nächsten Tag erwachten wir.
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